Sind 16 cm Betondecke genug?

16.4.2025

Worum geht es?

Die HSLU hat im Auftrag der Stadt Zürich eine Auslegeordnung zu offen geführten Gebäudetechnikleitungen im Wohnungsbau und zu den daraus folgenden Auswirkungen auf die Deckenstärken durchgeführt.

Deckenstärken werden heute oft nicht mehr primär nach Spannweiten bemessen, sondern nach Anforderungen wie Schallschutz, Leitungsführung oder statischen Schwächungen. Eingelegte Leitungen widersprechen der Trennung von Bauteilen mit unterschiedlicher Lebensdauer und erschweren zirkuläres Bauen sowie flexible Nutzung. Alternativ eingesetzte abgehängte Decken beeinflussen Innen- und Gebäudehöhen, erhöhen den Materialaufwand und wirken sich auf die Ökobilanz aus.

Erkenntnisse aus dem Bericht:

  • Überdimensionierung von Deckenstärken entsteht oft durch erhöhte Schallschutzanforderungen.
  • Optimierte Schallschutznachweise erfordern detaillierte Planung und Berücksichtigung aller Schallnebenwege, was zusätzlichen Planungsaufwand und potenzielle Haftungsrisiken mit sich bringt.
  • Statisch sind 16 cm starke Betondecken ausreichend und einfach zu berechnen; wirtschaftlich kann jedoch der höhere Bewehrungsgehalt relevant sein, da Beton günstiger als Stahl ist.
  • Aus ökonomischer Sicht wird meist eine 22 cm starke Betondecke bevorzugt, da sie die Integration von Lüftungs- und Elektroleitungen erleichtert und so Planung, Ausführung und Wartung kostengünstiger macht; allerdings sind diese Systeme nachträglich kaum anpassbar.
  • Eine saubere Trennung von statischen und gebäudetechnischen Systemen ermöglicht langfristige Flexibilität und ist Voraussetzung für zirkuläres Bauen.
  • Sichtbar verlegte Leitungen erfordern ein sensibles gestalterisches Vorgehen und werden von Nutzenden nicht immer akzeptiert; mit zunehmendem Fokus auf zirkuläres Bauen steigt jedoch die Zahl gelungener Beispiele.
  • Die Studie zeigt, dass die Auswahl einer CO2-armen Betonsorte grössere Auswirkungen auf die Ökobilanz hat als die Reduktion der Deckenstärke: Mit einer 16 cm Decke werden rund 5 % Treibhausgasemissionen eingespart, während eine nicht CO2-reduzierte Betonsorte die Emissionen um über 25 % erhöhen kann.

Fazit: Potenziale zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Wohnungsbau lassen sich mit geringem Aufwand und ohne wesentliche Einbussen realisieren.

Bericht zum Download